Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Bartholomäus von Carneri, Straßburg, 12.11.1878, 3 S., hs., Briefkopf Prägestempel: Monogramm H V in zwei ovalen Medaillons, darüber Blütenkranz, darunter Akanthuslaub, Wienbibliothek im Rathaus, Wien, H.I.N.-178302
- Creator
- Recipient
- Participants
- Place and Date of Creation
- Series
- Physical LocationWienbibliothek im Rathaus, Wien, H.I.N.-178302
- URN
- Social MediaShare
- Archive
- ▼
Vaihinger an Bartholomäus von Carneri, Straßburg, 12.11.1878, 3 S., hs., Briefkopf Prägestempel: Monogramm H V in zwei ovalen Medaillons, darüber Blütenkranz, darunter Akanthuslaub, Wienbibliothek im Rathaus, Wien, H.I.N.-178302
Sehr geehrter Herr!
Herr Professor Schmidt[1] dahier hatte die Güte mir mitzutheilen, daß Sie, hochgeehrter Herr, meiner kleinen Anzeige[2] Ihrer Schrift „Der Mensch als Selbstzweck“ wohlwollende Beachtung schenkten, und daß Sie insbesondre auf[a] meine dort gemachte Bemerkung, in der ich den Wunsch der Berücksichtigung der englischen Moralisten aussprach aufmerksam ge|worden seien. Herr Professor Schmidt theilte mir ferner mit, Sie wünschten die Literatur der englischen Moral. Anstatt diese durch Herrn Prof. Schmidt zu senden, nehme ich den kürzeren Weg und beehre mich, Ihnen in der Beilage[3] die wichtigste Literatur mitzutheilen. Sollten Sie bei Ihrer Entfernung von einer größeren Bibliothek in Bezug hierauf sonstiger Hinweise bedürfen, so werde ich stets mit dem größten Vergnügen bereit sein, in[b] meiner in dieser Beziehung angenehmen Situation Ihnen zugleich Notiz über den fraglichen Gegenstand | zu geben. Es ist ein zu großes Verdienst, dies gegenwärtig in Deutschland fast ganz brachliegende Feld zu bebauen (nur Kirchmann, Dühring, Hartmann, Lange, Steudel, Gizycki, Duboc, Cohen[4] und einige Andre haben in letzter Zeit angefangen) als das nicht Jeder die Gelegenheit ergreifen sollte, an seinem Theile an der Begründung einer modernen Moral mitzuhelfen.
Ich ergreife die angenehme Gelegenheit, Ihnen meine vorzügliche Hochachtung auszudrücken und zeichne Ew. Wohlgeboren ergebenster
Dr Hans Vaihinger
Straßburg i/E 12. Nov[ember] 1878.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Professor Schmidt ] gemeint ist der Zoologe Oscar Schmidt (1823–1886), seit 1872 o. Prof. an der Universität Straßburg (ADB); vgl. Schmidt an Carneri vom 5.8.1878 aus Kappelrodeck bei Achern in Baden: Mein sehr lieber Freund […] Zuerst unser Hans Vaihinger! Ich kann zunächst Ihr Verlangen nach dem Engländer nicht stillen, da ich, wie Sie sehen, nicht in Straßburg, sondern seit 8 Tagen auf meinem Landhäuschen mich befinde. Wahrscheinlich ist unterdessen Vaihinger nach seiner würtembergischen Heimath, deren Namen ich nicht kenne. Es kann sein, daß ich mit ihm über Ihr Werk gesprochen; doch bedarf es bei ihm, einem ungemein lern- u. lesebedürftigen Geiste, keiner besonderen Anregung, um solche Erscheinungen, wie Ihre Sachen mit Begierde in sich aufzunehmen. […] Anfang October, sobald ich Vaihinger gesprochen, sollen Sie Ihren Engländer haben (Wienbibliothek im Rathaus, Wien, H.I.N.-178329, S. 1 u. 3).2↑meiner kleinen Anzeige ] vgl. Vaihinger: Der Darwinismus und die Ethik [Rezension von: Bartholomäus Carneri: Der Mensch als Selbstzweck. Wien 1877]. In: Kosmos 2 (1878), Band 3 von April–September, S. 365–367.3↑in der Beilage ] liegt nicht bei; zum Inhalt der Literaturliste vgl. Carneri an Vaihinger vom 16.11.18784↑Kirchmann, Dühring, Hartmann, Lange, Steudel, Gizycki, Duboc, Cohen ] die Rede ist von Julius Hermann von Kirchmann (1802–1884), Eugen Dühring (1833–1921), Eduard von Hartmann (1842–1906), Friedrich Albert Lange (1852–1875), Adolf Steudel (1805–1895, vgl. ADB), Georg von Gyzicki (1851–1895), Julius Duboc (1829–1905, vgl. Eisler, Philosophen-Lexikon 1912) und Hermann Cohen (1842–1918).▲