Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Universitätskurator Gottfried Meyer, Halle, 5.5.1905, 4 S., hs., Briefkopf PROF. DR. HANS VAIHINGER. | Halle a. S., d. … 190 | Reichardtstr. 15., Universitätsarchiv Halle-Wittenberg, PA 16386 (Personalakte Vaihinger)
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- Physical LocationUniversitätsarchiv Halle-Wittenberg, PA 16386 (Personalakte Vaihinger)
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Vaihinger an Universitätskurator Gottfried Meyer, Halle, 5.5.1905, 4 S., hs., Briefkopf PROF. DR. HANS VAIHINGER. | Halle a. S., d. … 190 | Reichardtstr. 15., Universitätsarchiv Halle-Wittenberg, PA 16386 (Personalakte Vaihinger)
5. Mai 1905
Hochgeehrter Herr Geh. Reg. Rath!
Gleichzeitig bin ich so frei, Ihnen das neugeschriebene Gesuch[1] an das Ministerium mit der Bitte um wohlwollende Befürwortung ganz ergebenst zu überreichen. Es ist mir an und für sich peinlich, daß dieses Gesuch gerade zusammenfällt mit dem schönen Moment, in welchem die Kantstiftung die Höhe von 30,000 M erreicht und überschritten hat. Denn ich glaube, daß der Wunsch nach endlicher Gewährung des Normal|gehaltes auch ohnedieß gerechtfertigt ist, durch meine Stellung und meine Thätigkeit. Sowol als Docent wie als Gelehrter fülle ich den mir anvertrauten Posten aus und bin sowol in Deutschland als im Ausland als Vertreter der Wissenschaft geachtet und bekannt.
Aber wie nun einmal die Verhältnisse[a] beim Ministerium liegen, so mag der jetzige Moment[2] nicht ungeeignet sein, meine Angelegenheit wiederum zur Erinnerung und auch hoffentlich zur endgültigen günstigen Entscheidung zu bringen.
Da immer neue Ordinariate errichtet werden – Goldschmidt, | Wohltmann[b] und nun ein neuer Mathematiker[3] – so wäre es doch vorerst wünschenswerth, recht und billig, die vorhandenen Ordinariate normal auszugestalten, und da dürfte doch ein philosophisches Ordinariat in erster Linie auf normale Ausstattung Anspruch haben.
Wenn auch meine pecuniären Verhältnisse nicht ungünstig sind, so möchte doch der Wunsch, in den Normalgehalt eingesetzt zu werden, schon darum gerechtfertigt sein, weil in der jetzigen Stellung eine empfindliche Zurücksetzung liegt, welche die Herren Collegen auch gelegentlich fühlen lassen.
Aber auch vom pecuniären Stand|punkt aus ist mir der jetzige Zustand schon aus dem Grunde unerwünscht, weil die Ausgaben für meine Familie mit jedem Jahre wachsen – die mir durch den jetzigen Zustand zugefügte Schädigung, wenn die Jahre summirt werden, gehen in viele Tausende und nehmen mit jedem Jahre in einem Maße zu, daß ich als ordentlicher Haushalter unbedingt im Interesse meiner Familie darnach streben muß, in den gesetzlichen Normalgehalt eingesetzt zu werden. Ich bin pecuniär nicht so situirt, daß ich dauernd den in viele Tausende gehenden Schaden ruhig hinnehmen kann, der mir aus der jetzigen Sachlage erwächst.
In Erwägung dieser Umstände bitte ich Sie um gütige Befürwortung meines Gesuches und zeichne in aufrichtiger Verehrung Ew. Hochwohlgeboren ganz ergebenster
H. Vaihinger
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑das neugeschriebene Gesuch ] aus derselben Akte lässt sich entnehmen, dass Vaihinger zum 1.4.1900 eine Gehaltszulage von 400 Mark erhielt. Am 11.12.1901 stellte Vaihinger ein Gesuch um Umwandlung seines persönlichen Ordinariates in eine etatmäßige Stelle, das er am 21.3.1903 wiederholte. Die Eingabe war ohne Erfolg, es blieb bei vereinzelten Anerkennungen. Eine Aktennotiz vom 30.4.1903 lautet: Für Mitwirkung bei Ausfüllung von Lücken im Lehrkörper der philos. Fakultät außerordentl. Remuneration von 600 Mk. an Professor Vaihinger. Die Abschrift einer Bewilligung vom 23.5.1903 durch Althoff an Vaihinger lautet: Ich habe Ihnen eine Gehaltszulage von jährlich 400 M. in Worten: Vierhundert Mark vom 1. April d[es] J[ahres] ab mit der Maßgabe bewilligt, daß die Ihnen nach dem Besoldungsdienstalter noch zustehende Alterszulage vom gleichen Betrag dagegen in Wegfall kommt. Am 22.2.1904 wurde Vaihinger auf Antrag des Universitätskurators vom 23.1.1904 der Rote Adler-Orden IV. Klasse verliehen (in Anerkennung der Gründung der Zeitschrift Kant-Studien und der Kantgesellschaft; mit derselben Begründung wurde am 6.9.1912 der Königliche Kronen-Orden III. Klasse an Vaihinger verliehen).2↑der jetzige Moment ] Gottfried Meyer empfiehlt die Zurückstellung des Gesuches (Schreiben nicht in der Akte), Vaihinger wiederholt seine Argumente in einem Schreiben über 7 S. am 19.5.1905 und stellt anheim, die vorgebrachten Gründe zu einem späteren Zeitpunkt beim Ministerium erneut geltend zu machen.▲