Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Universitätskurator Wilhelm Schrader, Rom, 7.4.1898, 4 S., hs., Universitätsarchiv Halle-Wittenberg PA 16386 (Personalakte Vaihinger)
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- Physical LocationUniversitätsarchiv Halle-Wittenberg PA 16386 (Personalakte Vaihinger)
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Vaihinger an Universitätskurator Wilhelm Schrader, Rom, 7.4.1898, 4 S., hs., Universitätsarchiv Halle-Wittenberg PA 16386 (Personalakte Vaihinger)
An den Kurator der Universität Halle-Wittenberg, Herrn Geheimer Ober Regirungsrath D. Dr Schrader Hochwohlgeboren
Ew. Hochwohlgeboren[a]
wage ich ganz ergebenst mit einer Bitte zu belästigen, durch deren Erfüllung ich sehr beglückt werden würde. Ich befinde mich in Italien, mit der Absicht, nicht blos die historischen Monumente und die Kunstschätze des Landes zu studiren, sondern auch mit dem Wunsch, Beziehungen mit den italienischen Philosophen anzuknüpfen. Es ist dies | Letztere von ganz besonderer Wichtigkeit für mich, da meine Zeitschrift „Kantstudien“ auch einen italienischen Mitherausgeber hat (neben einem französischen, englischen und amerikanischen) den Professor Cantoni in Pavia[1], das Haupt der „neukantischen“ Schule in Italien, und da ich in die betr[effende] Zeitschrift neben den übrigen oben genannten Sprachen auch in italienischer Sprache Beiträge aufnehme und schon mehrere solche darin gebracht habe. Es ist für mich daher von großem Werth, die italienischen Collegen kennen zu lernen; ich habe schon in Florenz mit dem Professor Tocco[2], in Neapel mit dem Professor Chiapelli[3], Masci[4], Tarantino[5] und Fornelli[6] Beziehungen angeknüpft, und beabsichtige ganz besonders noch hier| in Rom viele hier wohnende Gelehrte aufzusuchen, deren Bekanntschaft mir im Interesse[b] der „Kantstudien“ von Werth ist. Ebenso will ich in Pisa[7], Genua, Turin und Pavia die dort lehrenden Philosophen aufsuchen und dann mit denselben Beziehungen anknüpfen.
Es wäre mir zu diesem wissenschaftlich wichtigen Zwecke sehr werthvoll, über die übliche Anfangszeit der Vorlesungen hinaus hier in Italien bleiben zu können. Für die meisten philosophischen Vorlesungen ist dieser in Halle übliche Termin der 25. April. Es wäre mir nun sehr von Werth, wenn ich bis zum 4. Mai incl[usive] (den Tag des Ablaufs meines Rundreisebillets) wegbleiben könnte, so daß ich meine Vorlesungen am 5. Mai beginnen würde.
Da, so viel ich mich erinnere, das Hohe Kuratorium bis zu 14 Tagen Urlaub zu gewähren bevoll|mächtigt ist, so richte ich demgemäß an dasselbe die ganz gehorsamste Bitte, für die Zeit vom 25. April bis zum 4. Mai mir gütigst Urlaub gewähren zu wollen[8]. Sollte dies nicht möglich sein, so bitte ich mir den äußersten Termin angeben zu wollen, bis zu welchem mir das Hohe Kuratorium Urlaub gewähren kann.
Ich werde nicht verfehlen, durch verdoppelten Eifer das Versäumte einzuholen und werde den Beweis des Wohlwollens des Hohen Kuratoriums mit ganz besonderem Dank entgegennehmen.
In tiefster Verehrung Ew. Hochwohlgeboren ganz ergebenster[c]
Dr ph. Hans Vaihinger
Professor ordinarius
Rom, den 7. April 1898
Pension Percori
Via del Quirinale 43.
Die Antwort bitte ich gütigst eingeschrieben und franco[9] an mich gelangen zu lassen, und die dadurch entstehenden Kosten nach meiner Rückkehr bei mir einzuziehen.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑Tocco ] Felice Tocco (1845–1911), vgl. https://www.treccani.it/enciclopedia/felice-tocco_(Dizionario-di-filosofia)/ (30.9.2024)3↑Chiapelli ] Alessandro Chiapelli (1857–1931), vgl. https://www.treccani.it/enciclopedia/alessandro-chiappelli_(Dizionario-di-filosofia)/ (30.9.2024)4↑Masci ] Filippo Masci (1844–1922), vgl. https://www.treccani.it/enciclopedia/filippo-masci_(Dizionario-Biografico) (30.9.2024)6↑Fornelli ] Nicola Fornelli (1843–1915), vgl. https://www.treccani.it/enciclopedia/nicola-fornelli_%28Dizionario-Biografico%29/ (30.9.2024)9↑eingeschrieben und franco ] am 15.4.1898 erfolgte die Antwort per Einschreiben (Quittungsabschnitt in der Akte).▲